System(ir)relevant – Jeder Mensch ist wertvoll und wichtig
Anette Michalski ist Pastoralassistentin und seit 2017 in der katholischen Seelsorge am Universitätsklinikum tätig. Da sie im Rollstuhl sitzt, begegnet sie den Patienten am Krankenbett nicht nur mental, sondern auch körperlich auf Augenhöhe. Themen wie Krankheit und Leid sind ihr aus eigener Erfahrung bekannt und das verschafft ihr einen guten Zugang zu den Patienten. Selbstverständlich ist es für sie, jedem Patienten offen und neutral zu begegnen. Egal welche Geschichte und welchen sozialen Stand der Mensch hat, es ist jeder gleich wertvoll und besonders.
Systemrelevant. Ein Wort, das wir in letzter Zeit sehr oft gehört haben. Spätestens seit den Entwicklungen der letzten Monate scheint uns allen bewusst zu sein, wer damit gemeint ist. Die medizinische Versorgung muss gesichert sein und auch die Lebensmittelbranche ist unabdingbar.
Doch was ist mit den anderen? Wer definiert systemrelevant? Ist man unwichtig, wenn man in angeblich keinem systemrelevanten Beruf arbeitet?
Manchmal fühlen wir uns schwach und unwichtig. Wir denken, wir seien nicht gut genug.
Genauso geht es auch dem Baumwollfaden in folgender Geschichte, deren Verfasser unbekannt ist. Dieser war kurz, dünn und farblos und daher weder für einen kuscheligen Pullover, noch für ein Schiffstau geeignet. Er war traurig, fühlte sich zu nichts zu gebrauchen. Nicht gut genug. Unnötig. Doch dann traf er auf einen traurigen Wachsklumpen, der sich auch klein und nicht gut genug für eine große Kerze fühlte. Da schlug der Wachsklumpen dem Baumwollfaden vor, sich zusammen zu tun. So wurde aus den beiden ein hell leuchtendes Teelicht.
Auch der Baumwollfaden, so klein und unscheinbar er sich fühlen mag, ist relevant, wichtig und notwendig für das Teelicht. Zwei Dochte allein geben keine Kerze. Es braucht auch das Wachs. Es braucht die Verschiedenheit. Jeder hat seine Stärken und kann diese einbringen. Jeder ist für jemanden relevant.
JEDER HAT SEINE STÄRKEN UND KANN DIESE EINBRINGEN. JEDER IST FÜR JEMANDEN RELEVANT.
Der Arzt, der Leben rettet, ist relevant. Der Schülerlotse, der die Kinder sicher über die Straße begleitet, ist relevant. Die Oma, die ihrem Enkel etwas vorliest, ist relevant. Die Mutter, die für ihre Kinder da ist, ist relevant. Der Vater, der mit seinem Sohn Fußball spielen geht, ist relevant. Der Mensch, der dir zuhört, ist relevant.
Auch wenn wir manchmal das Gefühl haben schwach und unwichtig zu sein, wie der kleine unscheinbare Faden oder der Wachsklumpen, bringen wir für irgendjemanden Licht und Wärme. Jeder ist relevant.
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Hinweis
Dieser Artikel erschien zu erst in der Ausgabe 3/2020 des Gesundheitsmagazins "GESUNDHEIT ganz groß". Die gesamte Ausgabe finden Sie als PDF-Datei zum nachlesen hier: Ausgabe 3/2020.