Neue OP-Methode bei Sattelgelenkarthrose

Tag der Hand - Eine neuartige Prothese im Daumengelenk lässt Patienten schneller als früher wieder schmerzfrei sein. Das Universitätsklinikum Augsburg bietet diese Prothese als einzige Klinik im gesamten süddeutschen Raum an.

Augsburg (ilm) – Gebeugter Kopf, gekrümmte Daumen: Millionen von Teenagern (und nicht nur die) nehmen die gleiche Haltung ein, wenn sie in ihr Smartphone tippen. Das könnte ihnen später mal zum Verhängnis werden. Könnte. In Augsburg erleidet bereits heute jeder 10. Erwachsene im Laufe seines Lebens eine Daumensattelgelenkarthrose.

Anlässlich des Tages der Hand, zu dem die Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) den 1. März erklärt hat, machen bundesweit Ärzte und Kliniken auf die Hand und die Handgesundheit aufmerksam. Am Universitätsklinikum Augsburg (UKA) möchten die Handchirurgen in diesem Zusammenhang den Fokus auf die Daumensattelgelenksarthrose legen und zugleich eine OP-Methode erläutern, die so im gesamten süddeutschen Raum nur am UKA angeboten wird.

Bei 300.000 Einwohnern in Augsburg sind zirka 30.000 Menschen von der Erkrankung im Daumengelenk betroffen, davon überproportional Frauen. „Der Daumen ist im Laufe der Evolution nach vorne gewandert, das Gelenk ist daher nicht optimal für die Belastungen insbesondere bei abgespreiztem Daumen geeignet“, erklärt Dr. Stefan Krischak von der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie, Plastische und Handchirurgie am UKA. „Die Ursache für die Häufung der Arthrosefälle an dieser Stelle ist die Form des Gelenkes. Hier kommt es bei der Abspreizung und dem Gegengriff mit dem Daumen zu einem sehr hohen Druck auf das Gelenk“, so Krischak, der am UKA die Sektion für Plastische und Handchirurgie leitet. Bei Frauen fördere die lockere Kapsel des Gelenkes die Entstehung der Arthrose. Meist trete die Krankheit um das 50. Lebensjahr herum auf. Jeder 4. Patient erkrankt gar an beiden Daumen.

Wenn möglich, sollten Belastungen mit abgespreizten Daumen vermieden werden. Dies sei die beste Form der Prävention. „Besser ist der angelegte Daumen. Bei vielen Tätigkeiten lässt sich diese einfache Umstellung beim Greifen anwenden und so eine spätere Arthrose vermeiden.“ Eine Schienenbehandlung könne die Beschwerden bessern. Die Behandlung mit Cortison helfe in der Regel nur kurzfristig für zirka zwei bis drei Monate.

Ist die Knorpeloberfläche einmal so beschädigt und alle konservativen Mittel – dazu gehören etwa Daumenschienen oder die Schonung des Daumens – ausgereizt, müsse man über eine Operation anfangen nachzudenken, sagt Krischak. Bislang geschah dies durch die Entfernung des großen Vieleckbeines. „So heißt der kleinere Knochen im Daumensattelgelenk“, erklärt Krischak. Durch die Sehnenaufhängung habe man den Daumen wieder stabilisieren können. „Das ist eine gute und etablierte Behandlungsmethode“, so Krischak. Doch den Oberarzt hat selbst immer gestört, dass Patienten den Daumen erst nach zirka einem halben Jahr wieder voll einsetzen können.

Deshalb ist Krischak ist froh, Patienten jetzt eine völlig neuartige Gelenksprothese anbieten zu können. „Das neue Doppelkopfsystem verursacht deutlich weniger Schärkräfte auf der Pfanne. Dadurch erwarten wir längere Standzeiten und weniger Auslockerung als bei den früheren Prothesenmodellen.“ Dies verringere auch die sogenannte Luxationstendenz, also die Möglichkeit der Ausrenkung des Gelenkes. Patienten benötigten in der Regel nur drei Wochen nach der OP eine Schienenbehandlung; erste Übungen seien sogar unmittelbar nach der OP schon möglich.

Die Prothese besteht aus Hydroxylapatit und Titan und kostet zirka 1.500 Euro, die aber in der Regel die Krankenkassen übernehmen. „Zur Zeit sind wir  am UKA im gesamten süddeutschen Raum die einzigen, die diese Prothese anbieten“, sagt Krischak. Froh sei er deshalb darüber, weil „unsere Patienten so zufrieden damit sind. Mit dieser Prothese konnten wir eine Lücke schließen.“

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Sektion Plastische und Handchirurgie