Hitzerekorde kosten Menschenleben

Im Interview mit der Tagesschau betont Prof. Claudia Traidl-Hoffmann die Gefahren der sommerlichen Temperaturrekorde für uns Menschen und deren Zusammenhang mit dem Klimawandel.

 

Der Sommer bricht viele Hitzerekorde. Das sonnige und warme Wetter bringt aber nicht nur Erfreuliches mit sich, sondern birgt ernsthafte Gefahren für den Menschen. Die Zahl der Hitzetoten steigt Jahr für Jahr. Welche Aspekte der heißen Temperaturen aber wirken sich genau auf den Körper des Menschen aus?

 

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Zum einen muss der Körper die Kerntemperatur von 37 Grad konstant halten. Dafür weiten sich die Gefäße, der Kopf wird hochrot, man schwitzt. Der Puls steigt. Das Herz hat plötzlich die Aufgabe das Blut in allen Gefäßen der Haut zu verteilen und überlastet, insbesondere bei Menschen, die bereits ein Vorerkrankung des Herzens haben. Bei weiterer Hitze, zum Beispiel bei längerem Aufenthalt im Freien ohne Schatten, können Gefäße platzen, auch im Gehirn. Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden verstärkt, Lungenkrankheiten verschlimmern sich. Es drohen Herzinfarkt, Lungen- oder Nierenversagen bei entzündlichen Vorerkrankungen, Schlaganfall, auch der Tod. Menschen mit Vorerkrankungen sind besonders gefährdet, aber auch bei Gesunden kann das bei großer Hitze passieren.

 

In der Stadt sind im Sommer durch so genannte Hitzeinseln noch 4-5 Grad höhere Temperaturen messbar, dazu kommen weitere Faktoren wie die Luftverschmutzung durch den Verkehr, die Abgase. Ein regelrechter Chemiebaukasten aus Hitze, UV-Strahlung, Ozon und weiteren Faktoren wirkt auf den Körper ein, der die Stadtbewohner krank macht. Kinder und Ältere, Kranke sind hierbei besonders gefährdet, trocknen schneller aus, die Nieren arbeiten durch Flüssigkeitsmangel schlechter.

 

In Deutschland werden die sommerlichen Temperaturen gern bagatellisiert. Dass die Hitze gefährlich ist und krank macht, wird angesichts von Sonnenschein und Eisschlecken gern verschwiegen.

 

Mentale Probleme wie Beeinträchtigungen des Nervensystems, Alzheimer oder Multiple Sklerose nehmen zu, ebenso wie Allergien nehmen durch die hohen Temperaturen ebenfalls zu.

 

Besonders die Neurodermitis ist durch das Zusammenspiel von Umweltschadstoffen und Hitze stark im Vormarsch. Durch die Schadstoffe wird die Haut geradezu löchrig. Pollen und andere Allergene können in den Körper eindringen und den atopischen Marsch, also eine Allergikerkarriere, starten. Immer mehr Menschen leiden an Allergien. Der Klimawandel verlängert die Pollensaison und es gibt neue Pollen. Hohe Außentemperaturen im Zusammenspiel mit den Abgasen und dem Feinstaub in der Luft machen Pflanzen Stress. Ihr Pollen wird aufgrund dessen aggressiver. Die Zahl der Menschen, die an Allergien leiden, erhöht sich. Ein Teufelskreis.