Erster Patient erfolgreich mit neuer Therapie gegen Prostatakrebs behandelt

Das teure medizinische Gerät rotiert zwischen sechs Kliniken und ist vom 13. bis 18. April wieder am Klinikum Augsburg.

Wolfgang Beringer ist der ideale Patient. Der 74-Jährige ist nicht nur der erste Mann, der mithilfe des Focal One im Klinikum Augsburg an der Prostata behandelt wurde. Seine Erkrankung wurde zudem in einem so frühen Stadium entdeckt, dass sich eine Therapie mit dem Focal One geradezu aufdrängte. Seit Januar sind fokale Behandlungen von Niedrig-Risiko-Tumoren der Prostata im Klinikum Augsburg möglich. Wie berichtet, rotiert der Focal One, ein etwa eine Million Euro teures medizinisches Gerät, zwischen Augsburg, München, Nürnberg, Ingolstadt, Bamberg, Bayreuth und Reutlingen. Das bedeutet, dass das Gerät, das Prostatakrebs mit hochintensivem, punktgenauem Ultraschall bekämpft, alle sechs bis acht Wochen im Klinikum Augsburg steht. Vom 13. bis 18. April wird es wieder für Therapien an der Urologischen Klinik am Klinikum Augsburg zur Verfügung stehen.

Beringer lebt in Neuburg an der Donau. Der Senior geht jedes Jahr zur Vorsorgeuntersuchung. Sein Hausarzt schickte ihn aufgrund eines erhöhten PSA-Wertes (Prostataspezifisches Antigen) ins Neuburger Krankenhaus, wo Beringer Gewebeproben entnommen wurden. „Mein Arzt sagte, zwei Biopsien lieferten Hinweise auf eine Tumorerkrankung“, erzählt er. „Gleichzeitig berichtete mir der Arzt von einer neuartigen Behandlungsmethode bei Prostatakrebs, die jetzt im Klinikum angeboten würde.“ Beringer beriet sich mit seinen beiden erwachsenen Söhnen und informierte sich parallel dazu im Internet über den Focal One. Schließlich entschied er sich zu der Behandlung – und ist heute unendlich dankbar. „Ich war zu zwei Gesprächen in Augsburg und hatte kurze Zeit später meinen OP-Termin“, sagt Beringer. Drei Tage später war der Senior wieder bei seiner Familie. Vier Wochen ist die Operation jetzt her, und Beringer geht es nach eigener Aussage „sehr gut“. Er habe, erzählt er, keinerlei Schmerzen beim Sitzen oder Autofahren oder Gassi gehen mit dem Hund. Etwas Blut sei manchmal noch in seinem Urin. „Aber das ist normal, hat mir mein Arzt erklärt, das gehe auch bald weg“, so Beringer.

Für Patienten mit einem Niedrig-Risiko-Tumor der Prostata ist die Therapie mit dem Focal One eine sehr gute Alternative“, stellt Prof. Dr. Dorothea Weckermann fest. Der Eingriff mit dem Focal One sei minimal-invasiv. „Man kann jede Art von Therapie nachschalten“, erklärt Weckermann. Die Zerstörung von Tumorgewebe mittels Ultraschall gebe es schon lange. Das Revolutionäre am Focal One sei jedoch die Fusion von MRT- und Ultraschallbildern. „Damit kann das Tumorgewebe exakt lokalisiert und mit Ultraschall zerstört werden“, so Weckermann. Bei der herkömmlichen Brachy- oder Strahlentherapie wird die gesamte Drüse behandelt und dadurch zwangsläufig auch gesundes Prostatagewebe bestrahlt und zerstört.

Mit Focal One wird weniger gesundes Gewebe zerstört und zudem empfindliche Strukturen wie die Gefäßnervenbündel, die für den Potenzerhalt zuständig sind, geschont. „Es gibt noch weitere Einsatzgebiete für Focal One, wie die Salvagebehandlung nach Bestrahlung, wenn der PSA-Wert wieder steigt und in der Bildgebung ein Lokalrezidiv nachweisbar ist, oder die Behandlung von alten und ko-morbiden Patienten, für die die etablierten Verfahren zu risikoreich sind“.