Luftrettungsstation:
Zeit für Leben

Herzinfarkt, Schlaganfall oder ein schwerer Unfall sind Beispiele für lebens­bedrohliche Notfälle, bei denen jede Minute für die Lebensrettung zählt. Zeit spielt eine entscheidende Rolle in der Notfallmedizin: ob über die Straße oder durch die Luft, je schneller der Notarzt vor Ort und der Patient für die weitere Behandlung in der Klinik ist, desto höher sind seine Chancen auf ein Überleben.

Seit Januar 2014 ist das Rettungsnetz der Notfallmedizin für rund zwei Milli­onen Menschen in Stadt und Landkreis Augsburg sowie der Region Schwa­ben noch dichter. Der Rettungshubschrauber »Christoph 40« der ADAC Luftrettung gGmbH hebt zu Einsätzen in der ganzen Region vom Dach des Universitätsklinikum Augsburg ab. Im Wettlauf mit der Zeit konnte die Besatzung schon viele Menschen ret­ten, die dank der Luftrettung schneller medizinisch versorgt wurden. Nach einer Alarmierung ist der Rettungshubschrauber in rund 120 Sekunden in der Luft und erreicht in wenigen Minuten seinen Einsatzort, innerhalb eines rund 60 Kilometer großen Einsatzradius rund um das Universitätsklinikum Augsburg. Er ist unabhängig von der Verkehrslage, kann praktisch überall in der Nähe eines Unfallortes landen, transportiert Patienten schneller und schonender in ein Krankenhaus oder bringt den dringend benötigten Notarzt schnell zu seinem Einsatzort.

Infografik

Medizinische Versorgung im Universitätsklinikum Augsburg

Auch die Zeit, in der ein Notfallpatient nach der Landung am Universitätsklinikum Augsburg den Ärzten der Notaufnahme zur Weiterbehandlung übergeben werden kann, reduziert sich durch den Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach deutlich. Der bisherige, rund 320 Meter vom Klinikum entfernte, Landeplatz am Boden (- heute befindet sich dort der Neubau der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg -) hatte für die Versorgung von Notfallpatienten entscheidende Nachteile. Schwer erkrankte und verletz­te Patienten mussten nach der Landung aus dem Hubschrauber auf die Trage des Rettungswagens umgelagert werden. Der Krankenwagen musste die Glei­se der Straßenbahn überqueren und 320 Meter bis zur Notaufnahme fahren.

In der Notaufnahme wurde der Patient erneut von der Trage des Rettungswagen auf eine Untersuchungsliege umgelagert. Der Transport vom bisherigen Landeplatz bis zur Notaufnahme dauerte rund zehn Minuten – wertvolle Zeit, die verloren ging. Mit dem Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Klinikums wird diese Zeit für den Patienten gewonnen. Vom Landeplatz wird auf der gleichen Trage der Patient über einen direkten Aufzug in die Zentrale Notaufnahme, den Schockraum oder den OP gebracht. Gewonnene Zeit, die der schnelleren medizinischen Versorgung des Patienten dient.

Was passiert bei einem Notfall?

In ganz Bayern sind flächendeckend Inte­grierte Leitstellen eingerichtet, damit über die gemeinsame Notrufnummer 112 Hil­fe durch Feuerwehr und Rettungsdienst angefordert werden kann. Die Integrierte Leistelle in Augsburg nimmt die Notrufe aus der Stadt Augsburg und den Landkreisen Augsburg, Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Ries entgegen. Sie alarmiert schnell und gezielt diejenigen Einsatzkräf­te, die vor Ort benötigt werden. Damit ist sie eine der größten Leitstellen in Bayern und koordiniert täglich rund 450 Einsätze, davon sind rund 90 % Einsätze im Ret­tungsdienst.

Im Notfall zählt jede Sekunde, daher ent­scheidet die Integrierte Leitstelle, welche Maßnahmen eingeleitet werden müssen, um den Patienten schnellstmöglich medizinisch zu versorgen. Sie entscheidet, welches Straßen-, Wasser- oder Luftfahrzeug des Rettungsdienstes am schnells­ten bei einer erkrankten oder verletzten Person sein kann und informiert den Rettungsdienst.

Bei bestimmten Erkrankungen und Verletzungen ist es notwendig, dass zusätzlich zum Rettungswagen sofort ein Notarzt zum Notfallpatienten geschickt werden muss. Notarztteams sind nicht nur am Universitätsklinikum Augs­burg stationiert, sondern auch an den zahlreichen Rettungswachen in der Region.

Wenn kein bodengebundener Notarzt in der Nähe zur Verfügung steht, ist es manchmal erforderlich, den Notarzt des Rettungshubschraubers zum Notfallort zu entsenden. In nur wenigen Minuten kann das Team des Rettungshubschraubers die erkrankte oder verletzte Person erreichen, um sofort die notfallmedizinische Versorgung einzuleiten. Bei der Behandlung medizinischer Notfälle gilt es häufig, das Zeitintervall bis zu einer weiteren Behandlung in die jeweilige Klinik so kurz wie möglich zu halten. Darum eignet sich der Rettungshubschrauber auch für den schnellen und schonenden Transport des Patienten in das für ihn am besten geeignete Krankenhaus.

Arbeit im Team: Luftrettung und Fachärzte

Hand in Hand arbeitet die dreiköpfige Besatzung des »Christoph 40«, be­stehend aus einem Piloten der ADAC Luftrettung gGmbH, einem Notfallmediziner des Universitätsklinikums Augsburg sowie einem Rettungsassistenten des Bayerischen Roten Kreuzes (dem sogenannten HEMS Crew Member), mit dem Team der Notaufnahme zusammen. Landet der gelbe Rettungshubschrauber auf dem Dach des Klinikums, steht ein hochspezialisiertes Team aus Internisten, Neurologen und Unfallchirur­gen im Haus sofort bereit, um den Patienten schnell, leistungsstark und bestmöglich zu versorgen. Weitere Spezialisten anderer Fachabteilungen werden im Schockraum der Notaufnahme oder im OP hinzugezogen, wenn es die Erkrankung oder Verletzung des Patienten erfordert.

Flugbetrieb

Der Rettungshubschrauber »Christoph 40« kann von der Integrierten Leit­stelle Augsburg ab Sonnenaufgang (frühestens um 7:00 Uhr) bis 30 Minuten nach Sonnenuntergang angefordert werden, um erkrankte oder verletzte Personen schnellstmöglich medizinisch zu versorgen.

Im Dezember geht die Sonne an einigen Tagen z.B. schon um 16:22 Uhr unter. In den Sommermonaten sind die Tage länger und der Sonnenuntergang verschiebt sich in die Abendstunden. So ist eine Alarmierung der Lebensretter aus der Luft an einigen Tagen im Einzelfall z.B. auch noch um 21:51 Uhr möglich. Innerhalb von rund 120 Sekunden ist die Besatzung des »Christoph 40« start- und einsatzbereit, um erkrankten oder verletzten Menschen schnell zu helfen.

Da der am Klinikum stationierte Rettungshubschrauber außerhalb der festgelegten Flugbetriebszeit nicht starten darf, setzt die Integrierte Leitstelle in der Nacht zusätzliche Rettungswagen ein, um Menschen in Not zu helfen. In akuten Notfällen kann der Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Klinikums in der Nacht von Fremdhubschraubern angeflogen werden, die schwer erkrankte oder verletzte Patienten transportieren und den Ärzten der Notaufnahme am Universitätsklinikum Augsburg zur weiteren Behandlung übergeben.